Unsichtbare Minderheit

Was wissen wir eigentlich über Sinti und Roma?

Im Zweifel nicht viel und was wir wissen, haben wir in den seltensten Fällen aus persönlichen Gesprächen mit Menschen erfahren. Es fehlen Gelegenheiten und viele Roma verbergen ihre Identität auch aus Angst vor Diskriminierung.

Wie lebt es sich als Rom oder Romni in unserer Gesellschaft? Welche Beziehung entwickeln beispielsweise Kinder und Jugendliche zu unserem Gemeinwesen, wenn sie ihre Roma-Identität in der Schule geheim halten müssen aus Angst vor Nachteilen und Anfeindungen? Wie ist die Situation der Roma in anderen europäischen Ländern? Wie kann man gegen Fremdzuschreibungen und Vorurteile angehen und notwendiges Wissen vermitteln ohne gleich wieder Konstruktionen von „den“ Roma als die „Anderen“ zu verstärken? Zigeunerfestivals wurden ins Leben gerufen, um ein besseres Miteinander zu fördern, aber reproduzieren sie nicht auch nur wieder gängige Klischees?

Sinti und Roma sind die größte Minderheit in Europa. Ihr gehören schätzungsweise 11 Millionen Menschen an. Bei uns leben 80 000 bis 120 000 deutsche Sinti und Roma. Sie haben die deutsche Staatsangehörigkeit und sind quasi schon „immer“ oder zumindest sehr lange da. Hinzukommen Menschen, die beispielsweise als Bürgerkriegsflüchtlinge kamen oder später aus der erweiterten EU zugewandert sind. Die Vielfalt innerhalb der Roma ist also enorm. Wichtige Identitätsquelle und verbindendes Element ist die gemeinsame Sprache Romanes, welche aber in sehr vielen verschiedenen Dialekten gesprochen wird. Romanes ist im Übrigen mit dem indischen Sanskrit verwandt und wird in den Familien mündlich weitergegeben. Gesellschaftliche Ausgrenzung, Stereotypisierung bis hin zu offener Verfolgung sind seit jeher Schicksal der Roma. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden sie, wie auch die Juden, Opfer des Völkermordes. Erst in den 70er Jahren konnte eine Bürgerrechtsbewegung entstehen, die sich dafür einsetzte, dass die diskriminierende Fremdbezeichnung „Zigeuner“ durch die Eigenbezeichnung Roma ersetzt wurde. Der erste Internationale Roma-Kongress fand 1971 in London statt und seitdem wird der 08. April als Internationaler Roma-Tag begangen. Vielleicht ein Anlass uns näher mit der Geschichte und Kultur der Roma zu beschäftigen?! Fangen wir an uns zu interessieren!

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