Bunt statt pink oder rosa für alle – 100 Jahre Frauenwahlrecht

Jubiläen hat das Jahr 2018 einige zu bieten. Manche sind als geschichtliche Ereignisse interessant. Andere scheinen weniger prominent, aber drängeln sich ins Bewusstsein und da sitzen sie. Die Einführung des Frauenwahlrechtes in Deutschland vor hundert Jahren gehört dazu. Der November 1918 gilt als wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Demokratie und er markiert den ersten großen Erfolg der Frauenbewegung. Auch wenn es uns heute so vorkommt, gleiche Bürgerrechte sind keine Selbstverständlichkeit. Die Geschichte zeigt, umsonst gibt es nichts. Wer nichts fordert, kriegt auch nichts. Nach dem Ende des Nationalsozialismus konnten Frauen wieder für ihre Rechte aktiv werden. Der kurze Satz: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ (GG Art. 3 Abs. 2) gilt als der größte frauenpolitische Erfolg der Nachkriegszeit. Wir haben ihn Frauen, wie der Juristin Elisabeth Selbert zu verdanken, die zu den Müttern des Grundgesetzes gehört. Zusammen mit den Frauenverbänden erreichte sie die Verankerung des Gleichheitsgrundsatzes im Grundgesetz. Er hatte zur Folge, dass eine Reihe von Gesetzen und insbesondere das Ehe- und Familienrecht reformiert werden musste. Aber der Weg hin zur rechtlichen Gleichstellung war lang und zäh. Visionär und revolutionär muss Simone de Beauvoirs umfassende Analyse „Das andere Geschlecht“ gewirkt haben, die 1949 erschien. Das Buch kam gleich in mehreren Ländern auf den Index. Der Kernsatz des Klassikers – „Man wird nicht als Frau geboren, man wird dazu gemacht“ – ist heute noch relevant. Biologisch begründete Zuschreibungen halten sich hartnäckig. Aber was Männer und Frauen trennt und Lebenswege bestimmt, sind nicht naturbedingte Unterschiede, sondern Erziehung, Sozialisation, gesellschaftliche Strukturen. Geschlechternormen sind nicht Bestandteil unserer DNA. Sie werden durch Familien und Gesellschaft weitergegeben. Biologische oder religiös-traditionelle Argumente werden gern genutzt, um die bestehende (binäre) Geschlechterordnung zu legitimieren und mit ihr Hierarchie sowie Aufgabenteilung. Dabei ist die Idee des „ewig Weiblichen“ ebenso falsch, wie jede andere generalisierende Zuschreibung für Menschen, die bestimmten Gruppen zugeordnet werden. Es lohnt das Muster genauer anzuschauen, denn es geistert in verschiedenen Varianten durch die Köpfe. Zuschreibungen prägen gesellschaftliche Realität, denn Teilhabechancen und Lebenswege hängen eben nicht nur von persönlichen Fähigkeiten und Neigungen ab. Das muss nicht so bleiben. Aber wenn wir wollen, dass sich etwas tut, ist entscheidend wie Kinder aufwachsen. Gegenwind gibt es aktuell aus sehr verschiedenen Ecken der Gesellschaft. In nicht wenigen Familien werden unverändert traditionelle Rollenbilder und enge Geschlechternormen weitergegeben. Hinzu kommt ein Gender-Marketing, welches versucht Kinder möglichst früh in entsprechende Kästchen einzusortieren. Enge oder gar rigide Geschlechterrollen verhindern jedoch individuelle Selbstentfaltung und nehmen natürlicher Vielfalt jeden Raum. Das schränkt nicht nur Mädchen und Frauen ein. So gesehen ist PINK FÜR ALLE auch ein Thema für ALLE 😉

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