Das ist die Leitfrage der Podiumsdiskussion mit Dr. Thomas Lemmen (Erzbistum Köln), Arhan Kardaş (Universität Potsdam) und Marfa Heimbach im FORUM Volkshochschule in Köln.
In Anbetracht der mittlerweile langen Geschichte muslimischen Lebens in europäischen Ländern wirkt die Frage etwas seltsam. Nach Deutschland kamen Muslime verstärkt durch die sogenannten „Gastarbeiter-Abkommen“ (Türkei 1961, Marokko 1963, Tunesien 1965). In Österreich wurden Muslime durch die Annexion Bosnien-Herzegowinas Teil der Habsburgermonarchie und der Islam bereits 1912 als Religionsgemeinschaft anerkannt. Für Frankreich ist die koloniale Vergangenheit prägend gewesen. Ebenso unterschiedlich sind auch Strömungen, kulturelle Traditionen oder religiöse Einstellungen. Vielfalt ist auch hier das Schlüsselwort und „der“ europäische Islam alles andere als ein homogenes Gebilde. Europäischer Islam ist eben das, was europäische Muslime darunter verstehen bzw. wie sie ihre Religion leben oder auch nicht.
Interessant wird die Frage nach dem europäischen Islam bei der Deutungshoheit. Wer bestimmt die Regeln für Muslime, die in europäischen Ländern leben? Religiöse Autoritäten in den Herkunftsländern oder doch zunehmend islamische Theologen europäischer Hochschulen? Interessant wird die Frage auch dann, wenn es um den Umgang mit unterschiedlichen Auffassungen in der eigenen „Community“ geht.
Schließlich können Fragen gestellt werden. Eine junge Muslimin spricht das Thema Ängste und Rechtspopulismus an. Sie beendet ihre Wortmeldung mit der Frage, die viel zu selten zu hören ist: Was können wir tun? Setzen wir uns zusammen und überlegen wir uns etwas!
Wer mehr über das Thema wissen möchte, dem sei das Buch von Nilüfer Göle „Europäischer Islam. Muslime im Alltag“ empfohlen. Es ist das Ergebnis einer Feldforschung in 21 europäischen Ländern. Nilüfer Göle ist Professorin für Soziologie an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris.