Karl R. Popper
Um was geht es: Geschrieben vor dem Hintergrund der totalitären Regime zu Beginn des 20. Jahrhunderts ist es eine hervorragende Diskussion über die dieser Regime zugrundeliegenden philosophischen Ideen, insbesondere der Lehre Platons.
Popper beschreibt, wie Platon eingebettet in die Wirren seiner Zeit versucht, die Ursachen des von ihm wahrgenommenen Verfalls der griechischen Gesellschaft zu ergründen und findet die Lösung in einer Gesellschaftsform, die absolut statisch zu sein hat. Dazu sieht er sowohl kommunistische Elemente, aber insbesondere eine Gesellschaft, die sich NICHT um das Individuum sondern nur um die Gruppe rankt und am Ende auf einer biologischen Rassenlehre fußt. Weiterhin konstruiert Platon eine klare Trennung zwischen einer Führerklasse (und des Führers) und dem Rest. Weitere Elemente sind dirigistische Erziehung (nur für die Führerklasse) oder das absolute Verbot, die Klassen zu wechseln.
Popper verurteilt Platon nicht als Person, er sieht ihn vielmehr eingebettet in seine Zeit und auch innerlich mit sich fechtend und zerrissen. Aber er beschreibt in aller Klarheit, in welch einer absurden Gesamtschau all die Ideen seines in sich schlüssig scheinenden Gedankengebäudes enden – wie lebensunwürdig diese Gesellschaft ist, bei der er am Ende all seiner Erkenntnis landet.
Am Ende bleibt uns nur die Wahl nachdem wir vom Apfel des Verstandes gekostet haben – entweder den Weg zu einer offenen Gesellschaft weiterzugehen und die Last der individuellen Verantwortung zu tragen, oder all den Weg zu einer im wahren Sinne des Wortes bestialischen Welt zurück zu gehen.
Auch wenn die Gedanken Platons über 2000 Jahre alt sind, so ist der Weg und der damit verbundene Kampf noch immer nicht vorbei, sondern wir sind noch mitten drin zu Beginn des 21. Jahrhunderts – oder wie Popper behauptet, sogar noch am Anfang….
Fazit: Durchkämpfen durch den Text – ein wunderbares Gedankengebäude auf einer Flughöhe die den Blick auf das wirklich Ganze erlaubt! Und am Ende klar zeigt, wie wertvoll eine offene und freie Gesellschaft ist und dass der Preis die Bürde der individuellen Verantwortung ist.