Gisela Dachs (Hrsg.)
Eine wahrhaft dicke Schwarte mit über 700 Seiten. Aber für jeden der einfach mal viele Fakten aus verschiedenen Blickwinkeln sammeln will genau das richtige Werk. Geschichte, Gesellschaft, Religion, Politik, Israelisch-palästinensische Konflikt, Siedlungsbewegung, Wirtschaft, Sozialwesen, Verhältnis zu Deutschland – alles ausgewogen und vor allem faktenbasiert…
Besonders gut hat mir der Beitrag von Sylke Tempel (die leider letztes Jahr tragisch verunglückt ist) zur Wahrnehmung Israels in Deutschlang gefallen und insbesondere was wir vielleicht in unserer aktuellen Situation von Israel lernen könnten: Deutschland hatte insbesondere nach 1989 das Privileg einer sicheren Nachbarschaft, die europäische Integration hat bewusst und unbewusst die schwierige Frage nach der eigenen Identität zurückgedrängt. Auch musste sich hier niemand ernsthaft mit den Fragen von Krieg und Frieden und akzeptablen Handeln einer Demokratie befassen. Die Diskussion über „Wer gehört zu Deutschland“ oder „Wer ist wir“ musste nicht wirklich geführt werden.
Und nun? Alle diese Fragen sind höchst aktuell, virulent und verunsichernd für viele von uns auf dem Tisch! Israel hat in seiner kurzen Geschichte eine Gegenrealtät zu uns erlebt – Dauerkonflikte, keine klaren Grenzen, Umgang mit Minderheiten, enorm hohe Migrationsraten aus verschiedensten Regionen mit verschiedensten Hintergründen. Bei etwas Empathie in der Beobachtung, könnte sogar folgende Erkenntnis reifen: „Dass die Probleme – mit asymmetrischen Kriegen, zerfallenden Staaten in unmittelbarer Nachbarschaft, die Rolle der Religionen, die Stellung von Minderheiten – durchaus Probleme sind, die eben nicht der Vergangenheit angehören, sondern nur allzu bald auch Deutschland beschäftigen könnten.“